Hallo liebe Menschen, hallo 2023!

Was für ein unglaublich bewegtes Jahr für mich. Als ich die Bilder und Videos für die neuen und noch kommenden Beiträge auf YouTube durchgesehen habe, kann ich es kaum fassen, was alles passiert ist. Mein Zeitgefühl hat eine neue, unbekannte Dimension erreicht.
 Ich habe im August 2022 noch am Boot herumgebastelt und jetzt, knapp 1500 Seemeilen und 6 Monate später, haben wir bereits Januar 2023 und der Plan für die Route 2023 steht. Die ersten Gäste haben gebucht.

Im August 2022 musste noch der Computer für den Autopiloten getauscht werden und die erste Fahrt mit meinem Bruder als Gast endete leider in Gedser. Wir mussten wieder zurück nach Großenbrode.
Dann endlich der echte Start mit meinem zweiten Gast Armin. Der aber leider nicht viel mit erlebt hatte. Aber dazu später mehr.
Mein dritter Gast Lika durfte die ersten Segelversuche mit dem neuen Boot begleiten und wir hatten eine wundervolle Zeit auf Bornholm. Die vielen Menschen, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte, bleiben in einer wundervollen Erinnerung. Einige davon sind so prägend in meinem Gedächtnis, dass ich mich schon sehr freue, im März wieder nach Großenbrode zurückzukehren und viele davon, hoffentlich wiederzusehen. Wenn auch nur für eine kurze Zeit. Den Max, den Marc, Herrn Pilgrim und den Herrn Schwarz, Herrn Bruhn von der Yachtwerft Klemens. Ohne diese Menschen wäre vieles nahezu unmöglich gewesen. Ich bin so froh, dass ich bei ihnen so viel über Boote lernen durfte und mit ihnen meine Reise erst möglich wurde.

Und last, but not least, die liebe Britti, mit der ich einen so treuen und tollen Menschen kennenlernen konnte. Sie war von Anfang an auf dem Boot und hat mitgearbeitet. Sie wurde zu etwas, wofür ich noch keine Definition habe. Nun haben wir einen gemeinsamen Plan, der uns für 7 Monate lang die Ostsee entlang der Küsten von Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und wieder zurück nach Deutschland bringen wird. Es ist, als wäre alles zu einem Traum geworden.
 Natürlich können Segelpläne sich ändern oder anpassen, aber auch darauf gibt es keinen schlechten Gedanken. Und wer weiß, vielleicht wird unsere gemeinsame Reise auch länger. 

Zurück zur Chronologie des letzten Jahres.

Ende August betrat Lika mein Boot. Wir teilten den Platz für einige Tage mit Armin, der uns in Simrishamn verließ. Leider bekam ich Tags darauf Corona und war eine Woche auf dem Boot gefangen. Lika nahm es wie es war und rannte nicht davon. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Denn die Zeit danach war großartig. Wir segelten auf die Insel Bornholm. Unser Zielort war Svaneke. Der eindeutig schönste Hafen auf Bornholm. Klein, fein, aber teuer ist wohl die Kurzbezeichnung für Svaneke. Im Sommer völlig überfüllt, aber ab Mitte September ein fast einsames Juwel mit atemberaubender Landschaft und Natur. Ich weiß nicht mehr, wie viele Brombeermarmeladen Lika gemacht hat, aber es waren viele, denn dort wachsen Tonnen von Brombeeren. Aber nicht nur Brombeeren, auch Äpfel, Birnen, Himbeeren und Mirabellen. Man braucht kein Geld für Früchte im morgendlichen Müsli auszugeben. Die Landschaft ist schroff und überall gibt es große Felsen. Ich konnte viele großartige Mountainbike-Touren unternehmen. Über die großen Felsen die die Insel umgeben springen oder einfach spazieren gehen. Im September gibt es dort nur wenige Touristen. Wenn man in Svaneke anlegen möchte, sollte man auf Wind und Welle sehr achten. Wenn der Wind aus südöstlicher Richtung kommt und mehr als 20 Knoten hat, sollte man besser den großen Hafen in Nexø, 6 Seemeilen südlich, anlaufen. Die Felsen unmittelbar vor der Hafeneinfahrt von Svaneke laden beim besten Willen nicht ein, Fehler beim Anlaufen des Hafens zu machen. Ich habe es geschafft, vor der Hafeneinfahrt noch einmal umzukehren, da die grüne Hafentonne bei diesigerem Wetter schwer zu finden war. Aber ein zweites mal bei ähnlichen Bedingungen würde ich das nicht mehr machen. Elektronische Hilfen hin oder her. Wenn man die Hafeneinfahrt nicht sieht, ist es schwer, einen Hafen anzulaufen.
Der Bäcker in Svaneke muss erwähnt werden. Alles, was er macht, ist unglaublich gut. Ob Brot oder Zuckergebäck, es ist einfach umwerfend. Der Ortshafen von Svaneke ist für Boote bis 12 Meter gut geeignet. Boote, die größer sind, müssen an der Mauer anlegen und dabei in Kauf nehmen, dass die Bordwand zerkratzt werden kann. Oft haben die alten Häfen Sandsteinmauern und durch die Bewegungen der Fender an der Mauer bleiben immer ein paar Steinchen an den Fendern kleben. Wenn man auch noch Fenderüberzieher verwendet, ist das noch viel schlimmer. Ich kann persönlich nicht verstehen, warum man solche Strümpfe verwendet. Die Landschaft auf Bornholm ist wirklich herrlich. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen. Bunt und voller Düfte. Ich freue mich sehr darauf, Bornholm im Frühling noch einmal zu besuchen. Wenn alles zu sprießen und zu blühen beginnt, ist es wahrscheinlich eine Märcheninsel. Nach Bornholm war es Ende September und wir segelten zurück auf das schwedische Festland und steuerten Ystad an. Wir machten noch einen kleinen Törn nach Smygehuk, dem südlichsten Ort Schwedens. Ein winziger Hafen und ich bin wirklich beeindruckt, wie routiniert ich in diesem Hafen an- und ablegen konnte. Danach fuhren wir wieder zurück nach Gislöfs läge, wo Lika ausstieg. Sie parkte dort ihren Camper und fuhr weiter Richtung Süden ins Warme.
Mitte Oktober stieg Britti ein und wir fuhren Richtung Öresund und pendelten mehrere Male zwischen Schweden und Dänemark. Das Wetter war perfekt für das Segeln. Konstanter Wind, verhältnismäßig wenig Welle und viel Sonne. An dieser Stelle muss ich jedoch auch erwähnen, dass meine HR 45 sich unglaublich smooth verhält und sich alles sehr angenehm anfühlt. Auch die Geschwindigkeit bei 12 Knoten Wind ist großartig für das Gewicht des Bootes. Einmal sind wir bei 7 Knoten Wind von hinten, die Segel im Schmetterling rund 4,5 Knoten gesegelt. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Schiff.
 Auch das Handling im Hafen ist wesentlich unspektakulärer als befürchtet. Das Boot lässt sich einfach auf der Stelle drehen, und die Trägheit des hohen Gewichtes lässt sich gut einschätzen. Es ist wirklich ein sehr gutes Boot, das Germán Frers vor über 30 Jahren konstruiert hat.
Jetzt ist es Winter und ich habe in der Nähe von Kopenhagen einen guten Platz in einem kleinen aber feinen Hafen gefunden. Ich möchte auch erwähnen, dass ich mich ein bisschen in die Dänen verliebt habe. Ich empfinde sie als sehr entspannt, ruhig und gewissenhaft. Das Land hat viel zu bieten und Kopenhagen ist eine großartige Stadt mit vielen Bars und Cafés, in denen ich mich wohl fühle. Und es ist unbedingt erwähnenswert, dass die Dänen absolut überzeugenden Kaffee machen.
Zum Abschluss dieses Blog-Eintrags möchte ich sagen, dass ich mich sehr auf 2023 freue. Es ist noch einmal wie der Anfang meiner Träume.
 Ich danke allen meinen Freunden, die an meinen Aktivitäten interessiert waren und sich mit mir gefreut haben. Die, die mir zur Seite standen und teilweise sehr persönliche Dinge erfragt haben und ihre Bedenken ausgedrückt haben. Das ist es, was gute Freundschaften auszeichnet. Vielen Dank.




In eigener Sache:

Ich möchte meinen Lesern, YouTube- und Instagram-Kommentatoren, sowie allen E-Mail-Schreibern auf die häufigsten Fragen, die mir gestellt wurden, antworten: „Wie habe ich das alles gemacht?“
Meine kurze Antwort lautet: „Ich weiß es nicht.“ Der intrinsische Antrieb und das Durchhaltevermögen sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie er sich motivieren und seine Ziele erreichen kann.
Ich kann jedoch erzählen, dass ich nach einem Burnout vor etwa 12 Jahren aktiv damit begonnen habe, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Ich hatte einen guten Therapeuten und beschäftigte mich mit Philosophie und deren Gedankenexperimenten. Ich lernte, mich selbst kritisch zu reflektieren. Dieser Prozess war teilweise schmerzhaft und dauert immer noch an. Ich gehe nicht davon aus, dass dieser Prozess jemals endet und bin darüber froh. Denn es macht auch Spaß, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Durch diese Art der Selbstreflexion entstand das, was ich jetzt mache, und es hat mir gezeigt, dass Glück und Trauer nichts und alles sein können und untrennbar miteinander verbunden sind, je nachdem, wie man mit sich selbst umgeht. Hilfsbereitschaft, Empathie, Verständnis und die Arbeit an sich selbst sind die Schlüsselfaktoren, um sich selbst zu finden. Das verhält sich genauso mit Geld. Glücklich sein steht in keiner Korrelation zu Geld. Es kann Hilfreich sein, es kann aber auch ein Desaster für den menschlichen Geist werden.
Es ist normal, dass die schwierigen Aspekte einer Sache mit der Zeit nicht mehr so schwer erscheinen wie am Anfang. Alles wird zur Routine, einschließlich der Selbstreflexion. Einige Menschen glauben auch, dass man mit einer Arbeit, die man gerne macht, nicht genug Geld verdienen kann. Besonders im Bereich Segeln haben viele versucht, Geld zu verdienen und sind gescheitert. Ich möchte jedoch betonen, dass dieser negative Glaube an Freude und Anstrengung mich traurig macht und meine kurze Antwort lautet: „Ich wünsche euch viel Glück in eurem Leben.“ Genau ihr braucht das Glück sehr dringend. Aber auch das fällt niemanden in den Schoss. Man muss an sich und seinem Selbst tüfteln, ausprobieren und arbeiten. Das ICH und alle Gewohnheiten sind veränderlich.
Fast alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, hat mir immer Freude bereitet. Einige Unternehmungen hatten keinen finanziellen Erfolg, aber die meisten hatten auch nie direkt mit dem Verdienen von Geld zu tun. Mein Erfolg basiert nicht auf Leistung gegen Bezahlung, sondern auf Leistung für die Menschen und ich habe dadurch immer genug „Bezahlung“ erhalten. Sollte ich mein Leben auf dem Boot aus finanziellen Gründen nicht meistern können – was selbstverständlich möglich ist – dann werde ich weiterhin Menschen finden, die mir freundlich gesonnen sind und mir in einer Notlage helfen können, so wie ich das selbst in den meisten Zeiten gehandhabt habe.
Ich bin der Überzeugung, dass ein Plan B nicht immer unbedingt erforderlich ist. Manche Menschen sehen in einem finanziellen Polster für das Alter den ultimativen Plan B. Doch es gibt viele Menschen, insbesondere jene mit einem eher bescheidenen Hintergrund, die diesen Luxus nicht haben. Dies ist eine Aufgabe, die die Gesellschaft als Ganzes tragen sollte. Oft sind Menschen mit Geld so damit beschäftigt, ihre Finanzen zu schützen, dass sie die Freiheiten, die sie mit ihrem Wohlstand erlangen könnten, aus den Augen verlieren. Ich lehne diesen Austausch ab und sehe die Freiheit als das höchste Gut im Leben an. Bis jetzt hat es mir ermöglicht, ein erfülltes Leben zu führen. Letztendlich sind wir alle sterblich und können nichts mit ins Jenseits nehmen. Sollte ich krank werden und nichts mehr geben können, ist es Zeit für mich zu gehen. In den letzten Momenten meines Lebens möchte ich nicht darüber nachdenken, jemandem etwas schuldig zu sein, insbesondere nicht mir selbst.
Ich danke allen, die meinen Blog lesen, meine Videos anschauen und mir E-Mails schicken. Ich bin überwältigt von der Unterstützung und freue mich auf weitere Interaktionen auf Instagram oder YouTube. Am liebsten natürlich auf dieser meiner Webseite.

Ich wünsche allen ein gesundes und glückliches neues Jahr.
Euer Thomi.