Hallo Leute,
jetzt mal ein kleines Update zu den vergangenen Wochen.
Nun sind fast genau 30 Tage seit meinem letzten Beitrag hier in meinem Blog vergangen, an dem ich ja das Ende der Reparaturen angekündigt hatte.
Gestern war dann der große Tag und meine Arche hat nach 7 Monaten und 8 Tagen wieder das Wasser berührt. Auch ich war sehr berührt.
Und was soll man sagen. Sie schwimmt.
Die letzten 4 Wochen haben wirklich einen riesigen Spaß gemacht. Es ging mit allem deutlich voran. Auch gab es keine großen Überraschungen mehr. Eine angenehme Erfahrung.
Wir bauten viel an der Elektrik, haben viele alte unbenutzt Kabel aus den Boot geholt. Ca 50 Kilo. Es wurde immer nur zugebaut, aber nie zurückgebaut. Ich finde es super, das auf diesem Weg zu lernen nicht planlos dazu zu basteln, sondern sich so viele Gedanken um die einzelnen Verbraucher zu machen. Strom muss sinnvoll abgesichert sein. Fast alle meine Geräte kann ich mit 24 Volt betrieben und brauch für (fast) nichts 230 Volt. Das beginnt beim Staubsauger, geht über die Ladegeräte von Rasierer und Zahnbürste. Ok, der Staubsauger braucht nen Akku, der nur über 230 Volt geladen werden kann. Davon habe ich aber 2 Stück und die halten ewig.
Die Arbeit am Mast verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Ein kleines Problem war die 5G/LTE Antenne, die mir mit einer Telefonkarte im Router W-Lan ins Boot zaubert. Erst wollte ich die ganz oben auf dem Mast haben, das scheitere dann leider an den zu dicken Coax-Kabel die für die Länge von 20 Meter einfach nicht in den Kabelkanal des Mastes wollten. So hab ich die 5G Antenne jetzt auf halber Höhe des Mastes etwas tiefer als mein Radar. Wie gut das dann funktioniert, muss erst in verschiedenen Situationen getestet werden.
Das wird auch das Thema der nächsten 2 Jahre. Alles so oft wie möglich testen, ausprobieren und protokollieren. Dadurch kann ich hoffentlich die richtigen Entscheidungen finden.
Ebenso hat die Reinigungsarbeit im Bootsinneren gut funktioniert und ich bin fast fertig damit. Einen Schrank hab ich übersehen. Ja, ich weiß, klingt komisch. Erkläre ich im 2. Refit-Video.
Britti hat sich um die Vorbereitungen gekümmert, um ihr Haus vermieten zu können und gleichzeitig die Vorhänge genäht und hat beim sauber machen geholfen. Läuft echt gut. Im Moment teilen wir uns den Turm an der Werft, bis der Kahn fertig ist.
Jetzt ist das Schiffchen endlich im Wasser und kommt der Bezeichnung Yacht schon viel näher. Der Mast kommt wohl am Mittwoch drauf. Glück im Unglück hatten wir natürlich auch. Denn es regnete am nächsten Morgen so stark und viele Leckagen tauchten auf. Einige konnten schnell behoben werden, andere werden wohl doch ein bisschen umfangreicher. Fenster natürlich allem voran. Einige müssen auf der Reise abgedichtet werden. Ich will hier so schnell wie möglich weg. Die dazugehörigen Ersatzteile kann ich hier in der Werft besorgen. Zumal man bei den Fenstern immer auf den nächsten größeren Regen warten muss. Mit einem Eimer Wasser lassen sie diese winzigen Löcher nicht finden. Ein paar hab ich schon behoben.
Ein wenig zornig werde ich schon ab und an, denn
natürlich verzögert sich die Abreise dadurch. Das alles bis nächstes Wochenende fertig ist, kann man auch nicht erwarten. Aber nach wie vor sind wir auf einem sehr guten Weg. Ich kann immer nur hoffen, dass der Motor keine Zicken macht. Das ist meine größte Sorge.
Die Hochphase der letzten Woche durch das Fertigstellen vieler Baustellen und das Kranen haben mich mit den Undichtigkeiten natürlich auch wieder ein wenig zu Boden geholt. Meine Laune war gestern so halb gut.
Der Armin hat mir mein Auto abgekauft und ist von dem Nic Cave Konzert in Berlin mit dem Zug nach Großenbrode gekommen. Er hat das Kranen leider verpasst, weil sein Anschlusszug in Lübeck 5 Minuten Verspätung hatte. Sehr ärgerlich. Wir hatten dafür einen schönen und lauen Sommerabend im Cockpit bei ein paar Bier. Es kann sein, dass der etwas größere Alkoholgenuss einen Tag später seinen Beitrag an meinem Down hatte.
Kinder, lasst die Finger vom Alk.
Die Vorbereitungen um aufs Boot zu ziehen, haben diese Woche begonnen. Ich habe noch einmal 4 Umzugskartons, die ich mitgebracht hatte, aussortiert und weggeschmissen. Heute sind die Sachen, die vorher schon auf dem Boot waren, dran. Da ist so viel Schrott dabei. Wahnsinn, was der Vorgänger alles mit sich rumgeschleppt hat. Natürlich müssen ein paar Ersatzteile sein. Aber nicht mehr in dem Umfang. Ist ja fast alles neu auf dem Kahn.
Mal schauen, wie das jetzt weiter geht. Drückt mir die Daumen.
Zu guter Letzt habe ich für die super Zusammenarbeit und den Umfang des Auftrags sogar ein Geschenk der Yachtwerft Klemens bekommen. Das neueste und größte Funkgerät von Raymarine. Ich hatte wirklich Pippi in den Augen. Ich kann das auch wirklich nur zurückgeben. Die Menschen hier waren immer aufmerksam und entspannt. Die Atmosphäre hier ist außergewöhnlich. Wo kann man schon hingehen und alle Menschen, mit denen man sich umgibt sind super? Ich kannte das vorher nicht. Vielen Dank an Herrn Schwarz und allen seinen Mitarbeitern. Ich wünsche euch allen einen angenehmen und sicheren Job und so viel grinsen im Gesicht wie ihr alle schafft.
Danke für eure Aufmerksamkeit.
Euer Thomi
Log 23 - Der Kahn des Zorns
Rainer Machelett #
Guten Morgen Thomi,
liege noch entspannt in der waagerechten, bei einer Tasse Tee und lese deinen Neusten Blog Eintrag. Es muss schon sehr bewegend sein, wenn nach so einem umfangreichen Refit, das Baby wieder schwimmt. Bin schon sehr gespannt auf Deine ersten Abenteuer. Wird dich der Skipper direkt am Anfang begleiten, um Dich fit für Deine Rassy zu machen ?
Helga und ich sind zwar erst kurz dabei, doch den Mut und die Art des neuen Lebens finden wir beide echt stark.
Was hat das mit Dir gemacht, ein Leben um 360 Grad zu verändern ?
LG, Helga + Rainer
Thomi (Autor) #
Hallo Helga, Hallo Rainer.
Zunächst einmal seid ihr der erste Kommentar auf meiner Seite. Das gibt schon mal einen Streifen auf der Schulter. Vielen Dank.
Leider ist der Skipper bisher unbekannterweise erkrankt. Ich habe schon einen Ersatz gefunden. Leider noch keinen Termin. Außerdem werden ja mehrere Testfahrten gemacht, bei denen mehrere erfahrene Segler von der Werft dabei sind. Ich habe die Führung meiner Großschot verändert. Bisher musste ich an den Mast, um mein Rollgroß zu bedienen. Dann war auch die Rollanlage im Mast kaputt und wir mussten uns eine Reparatur einfallen lassen. Auch das muss erst noch getestet werden.
Glücklicherweise ist gestern mein Motor ohne Zicken sofort angesprungen. Leider ist an der Einspritzpumpe eine Dichtung nicht mehr ganz dicht. Das Bugstrahlruder funktioniert ohne Probleme.
Da ich noch nicht genau weiß, wann es losgeht, ist es schwierig, einen Skipper zu finden. Da hat die Werft mir schon eine Empfehlung gegeben. Ich habe ja fast 400 sm mein Boot schon gesegelt. Die Wochen, die ich mit meinem Vater segeln war, sind ja auch nicht total vergessen. Ich sitzte auch schon seit einiger Zeit wieder über den Prüfungsfragen des SBF um mir die Seezeichen und Ausweichregeln nochmals drauf zu schaffen. Habe auch da bemerkt, dass ich schon wieder viel vergessen habe. Witzigerweise konnte ich die Navigantionsaufgaben ohne Probleme. Ich mache gerade mit Britti auch viel Segeltheorie. Wir lesen das Buch von Käpten Sailnator. Ist ein super Buch, um Segeltheorie zu verstehen. Ich gehe davon aus, dass ich wie bei allen Dingen die erlernte, es tun muss. So halte ich das auch mit dem Segeln.
Auf eure Frage, was es mit mir gemacht hat, ist sehr schwer zu beantworten.
Im Moment fühle ich frei wie noch nie vorher. Ich hab auf alles, was ich mache, 100% Lust es zu tun. Egal was es ist. Essen zubereiten, das Boot auszubauen, Menschen kennenlernen. Ich laufe seit einem guten Jahr mit Dauergrinsen durch die Welt. Auch das alle Herangehensweisen, die sich in meinem Leben als Gewohnheiten etabliert haben, kann ich durch die Veränderung verstehen und Hinterfragen. Das ist auch ein Hammer, was mein Geist da gerade macht und ganz offensichtlich komme ich ausgezeichnet damit klar. Ich beginne keine Grenzen mehr zu sehen oder zu fühlen. Ich kann ich sein. Das bin ich wohl noch nicht ganz, aber ich bemerke deutlich den Weg dorthin. Super feeling.
Ich könnte jetzt noch so viel schreiben, aber Max, mein Bootsbauer, hat seit Freitag Urlaub und war gestern mit uns bis um 22 Uhr auf dem Boot, um die letzten Sachen zu erledigen, damit sein Projekt ein gutes Ende findet. Und er kommt um 10.30 Uhr wieder her. Am Sonntag. In seinem Urlaub. Ich kann es nicht fassen und es ist noch völlig unverständlich, dass Menschen um mich herum sich so ins Zeug legen, mir mein Boot schön zu machen. Das rührt mich sehr.
Euch wünsche ich noch einen schönen Sonntag.
Ich denke, ich werde mal ein Video über meine Veränderungen machen. Danke für die Inspiration.
Thomi
Thomi (Autor) #
PS: Am liebsten würde ich jetzt einsteigen und losfahren. 😛
Christof Koy #
Hi Thomi,
mein Name ist Christof und wir kennen uns bisher nur sehr flüchtig.
Ich bin vor ca. 2 Wochen (wiederholt) an Deinem Schiff vorbeigelaufen um zu meinem kleinen Motorboot (ein paar Plätze weiter) zu gelangen..
Ich habe den Sommerurlaub mit meiner Familie in Großenbrode verbracht.
Deine HR ist mir direkt aufgefallen und als Du in einem kurzen Dialog erklärtest das Du jetzt nach 8 Monaten Arbeit/Refit auf dem Schiff wohnst war ich erstmal platt.
Das war exakt die Story, die ich mir dazu ausgemalt habe.
Es gibt sie also tatsächlich, Typen, die ins Handeln kommen, Ihr Leben radikal umkrempeln (und das nicht nur mit Absichtserklärungen am Stammtisch..).
-Cool! Die 1.000 Fragen, die ich Dir gerne gestellt hätte, wurden zum Großteil durch Deine Schilderungen und Videos beantwortet. -Vielen Dank dafür.
Ich bin begeistert und freue mich auf weitere Beiträge/Videos usw..
Gruß und weiterhin ganz viel Spaß
Christof
Thomi (Autor) #
Hey Christof.
Freut mich sehr, dass dir mein Tun und meine Beiträge gefallen. Eigentlich möchte ich mehr Filme machen, aber die Handgriffe an Bord und der Aufwand, den ich im Moment für alles tun noch Aufbringen muss, lässt mir leider keine Zeit für Filme. Ich verspreche aber, ich bleibe dran.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Thomi