Hallo Festland.

Ich bin zur Zeit in Givlös läge. 
Mein Gast Lika hat mich nun nach 45 Tagen verlassen. Seglerisch haben wir einiges zusammen erlebt. Die erste Nachtfahrt- und nächtliche Hafeneinfahrt. Ankern vor einer wunderschönen Steilküste. Bis auf einmal sind wir immer gegen die Welle und gegen den Wind gesegelt. 
Ja, es war schönes und anstrengendes dabei. Bornholm gehörte bis auf die Anfahrt in den Hafen von Svaneke zu den schönsten Orten die wir besuchten. Simrishamn gehörte wohl eher zu meinen schlechteren Erfahrungen. Dort verbrachte ich meine Coronaerkrankung. Obwohl die Stadt an sich sehr schön war. Gemütliche Cafés, Bars und Restaurants. Auch gab es eine schöne Einkaufsstraße mit vielen kleinen Läden. Vom italienischen Supermarkt, bei dem ich zu einem sehr guten Buffalo Mozzarella gekommen bin, bis zu einem kleinen süßen Hutladen, gab es alles, was es braucht.
Naja, außer dem Mozzarella brauchte ich nichts von dem Angebot, das uns Simrinshamn darbot.
Der Törn nach Bornholm war allerdings super. Wind von 165° und wir ritten wunderschön über die Wellen. Die Anfahrt auf den Hafen von Svaneke war allerdings die hässlichste Nummer, die mir bisher Seglerisch begegnet ist. Eine Mörderwelle von 2 Metern, die alle 15 Sekunden von Osten anrauschte und viele Felsen in unmittelbarer nähe zur Hafeneinfahrt. Dabei sei angemerkt, dass die Einfahrtstonne bei dem Seegang sehr schlecht sichtbar war. Das nächste Mal fahre ich in so einer Situation, wenn möglich einen anderen Hafen an.

Ich warte hier nun in Gislöv läge bis 8. Okt. auf Britti. Die letzten Törns dieses Jahres in meinen Winterhafen nach Taarbæk stehen an. 
Das könnten bei guter Wetterlage noch 9 Stück sein. Im schlimmsten Fall sind es nur 3. Bis 23. Okt. sollte ich dort sein. Dann verlässt mich Britti. Alleine fahren möchte ich noch vermeiden. So gut kann ich einfach noch nicht bei Wind an- und ablegen.
Für den Winter habe ich mir inzwischen einige Szenarien zusammen gedacht. 
Im groben steht zur Auswahl nach Bayern zu fahren oder hier im Norden bleiben.
Reise ich nach Bayern um meine Familie am Heiligen Abend zu besuchen und sie mit einem Festmahl zu bekochen, möchte ich im Januar auch bei meinem Freund Markus in Verbier vorbei schauen. Sollte ich aber nicht nach Bayern fahren, werde ich mir hier über den Januar ein Wohmo oder ein Auto leihen und nach Norwegen zu Skifahren fahren.
Wenn ich mich Entscheide nach Deutschland und in die Schweiz zu Reisen bin mir noch nicht über die Art der Verkehrsmittel sicher. Ich kann bisher nur den PKW ausschließen.
Somit schaute ich mich nach einer Zugverbindung Kopenhagen, Bonn, München, Verbier und wieder zurück nach Kopenhagen um. Warum Bonn? Dort wohnen sehr liebe Freunde von mir, die ich auf diesem Weg besuchen könnte. Wie es aber nicht anders zu erwarten ist, Zug ist unglaublich teuer und die Verbindungen sind zum Haare raufen. Es muss viel mehr für die Schine ausgebenen werden. Das ist eine einzige Katastophe. Eine Verspätung und ich sitzte einen Tag fest.
Nun kommen wir zum Fliegen. Natürlich ändert sich dementsprechend der Weg und der Zeitplan ein wenig. Ich müsste Bonn auslassen. Die Route wäre Mitte Dezember von Kopenhagen nach Genf, am Heiligen Abend nach München und wieder zurück nach Genf und Ende Januar nach Kopenhagen zurück. Sollte ich noch im Oktober diese vier Flüge buchen, kosten diese zusammen (nur) 350 Euro. Insgesamte Reisezeit 24 Stunden. Es ist zum Haare raufen hätte ich welche.
Zum Vergleich mit einem geliehenen Auto, dazu einige Hotels und geschätzten Benzinkosten käme ich auf sage und schreibe über 4000 Euro und 3 Tage. Mit dem Zug würde die Reise 1000 Euro kosten und würde 5 Tage in Anspruch nehmen. Beim Zug und bei dem Auto wären es eine Destination mehr (Bonn) als mit dem Flugzeug. Natürlich sind auch hier 3 Übernachtungen mit eingepreist, wobei die nicht viel kosten würden. Zug kann man im übrigen zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht Buchen.
Eine Entscheidung ist daher noch nicht gefallen. Vielleicht mische ich auch die Verkehrsmittel. Vielleicht bleibe ich einfach hier. Schau mer mal, dann seh mer scho.

Aber nun zur Lage in Gislöv läge. Ich befinde mich seit nun 10 Tagen hier und warte auf die liebe Britti. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam verhältnismäßig viel Wind auf. Zum Teil über 35 Kn. Um ca 3 Uhr riss die Sicherungsleine an der Spring, die bei mir an der mittleren Planke befestigt ist. Ich habe dort 2 Leinen übereinandergelegt. Eine feste Leine und eine mit einem Gummipuffer. Die mit dem Gummipuffer riss und das Schiff rauschte mit Schwung in die feste Leine hinein. Da der Wind von ca 40° Steuerbord kam, nahm meine Arche richtig Schwung und prallte mit der Steuerbordseite an die Piermauer. Zum Glück fingen die Fender und meine neu angebrachten Prallleiste alles ab und es gab keine nennenswerten Beschädigungen am Schiff. Allerdings war die Schiffsbewegung und die Geräusche ultra angsteinflößend. Ich lag zu der Zeit im Salon auf dem Sofa, bin beim Netflixen eingeschlafen, und das alles passierte praktisch neben mir. Ich schreckte auf und sprang sofort an Deck. Ich sah die gerissene Leine und war erleichtert, als ich die Sicherungsleine bemerkte, in die das Schiff immer und immer wieder reinfiel. Dann dachte ich kurz, dass Boot hat Wasser genommen, weil es deutlich tiefer lag als am Abend zuvor. Ich realisierte, dass alle anderen Boote am Pier gleichfalls tiefer lagen. Also erst mal Entwarnung. Ist wohl so was wie Ebbe.
(Kleines Trivia: In Norddänemark an der Grenze zur Nordsee kann Ebbe und Flut im Max auch mal 50 cm betragen. In der mittleren Ostsee, wo ich mich befinde, normalerweise nur 10 cm. Was diesen deutlichen Wasserspiegelunterschied ausmacht, ist der steigende Luftdruck, der durch ein herankommendes Hochdruckgebiet entsteht. Der drückt die Wasseroberfläche nach unten und es erscheint, als wäre Ebbe.)
Ich musste also die gerissene Leine mit dem Gummipuffer lösen und sie wieder neu anbringen. Das dumme dabei war nur, dass die mittlere Planke mit der Sicherungsleine über der restlichen Leine mit dem Gummipuffer lag. Ich müsste also die Leine lösen, in der gerade die Hauptlast des Schiffes lag. Also immer wenn das Schiff einen Windstoß abbekam, fiel die Arche in diese Leine hinein. Ich konnte diese also nicht lösen, da das Risiko zu groß war, auf das hinter mir liegende Fischerboot zu krachen. Ich musste zunächst erst vorne noch eine weitere Leine legen, die mir es ermöglichte, die Mittelplanke zu lösen. Zu guter Letzt fing es auch noch das Regnen an. Zum Glück nur relativ wenig und nur kurze Zeit. Es reichte natürlich um durchnässt zu werden.
Ich schaffte es, das Boot wieder einigermaßen zu sichern. Nicht völlig perfekt, aber soweit, dass es nicht mit jedem Windstoß in die Sicherungsleine krachte.
Alles in allem hatte ich meine Arche am nächsten Mittag wieder schön und ruckfrei unter Kontrolle. 
Wiedereinmal ein Test, ob ich das, was ich hier treibe, ertrage und mich mit beunruhigenden Situationen ausreichend auseinandersetzten und überlegt Handeln kann. Das wird nicht der Letzte sein.
Ich freu mich, wenn es in ein paar Tagen in Richtung Winterlager geht.