Was einem als erstes Auffällt, wenn man auf Reisen ist und keinem geregelten Job nachgeht, ist, dass man die Wochentage vergisst. Zum Teil vergisst man sogar den Monat, in dem man sich befindet. Ich brauchte nach dem Monatswechsel eine Woche lang und richtig Konzentration, um zu bemerken, das wir schon im September sind.
Ich mache fast täglich über mehrere Stunden Sport. Meistens Parkour, Joggen und Mountainbiken. Die Strecken hier auf der Ostseite von Bornholm sind unglaublich. Da ist wirklich alles dabei. Ich kann über die riesigen Felsen, die in das Meer ragen, supergut Parkour laufen, springen, hüpfen und klettern. Das Körpergefühl, das ich hier in einem Monat zurückgewonnen habe, ist beeindruckend. Zu was ich alles wieder in der Lage bin, kann ich immer noch nicht wirklich wahrhaben. Ich bin Trails mit dem Mountainbike hier auf Bornholm gefahren, wie ich sie noch nie vorher gefahren bin. Rauf, runter über Steine und durch sehr ursprüngliche Wälder. 
Die Schönheit Abwechslung der Natur ballt sich hier auf der Insel. Vom Sandstrand bis Wanderwege wie in den Alpen. Wasserfälle und Flüsse, unfassbar viel grün und schroff. Zum Herbstbeginn sind auch allerhand Früchte reif. Äpfel, Mirabellen, Brombeeren, Schwarzbeeren, Birnen und das alles einfach am Wegesrand. Man geht hier Joggen und Essen. Ich kann inzwischen sagen, ich liebe den Norden von Europa. Sowohl vom Klima als auch die Menschen und die Natur. Ich kann wirklich nur jedem raten, zum Ende des Sommers hier Urlaub zu machen. Vor allem aktiven Urlaub.

Genug des Lobes über den Norden. Es gibt auch ein bisschen Negatives.
 Wir sind hier in Svaneke Havn seit 12 Tagen. Da es in den meisten Häfen keine Hafenbüros mit Hafenmeister mehr gibt und diese durch Automaten ersetzt wurden, haben leider viele dieser Häfen einen Teil ihres Charmes eingebüßt. Eine Übernachtung kostet hier umgerechnet 50 Euro. Das ist für alle Häfen, die ich bisher im Norden besucht habe, wirklich teuer. Normalerweise zahlt man hier oben im Schnitt unter 35 Euro für ein Schiff meiner Größe. Wenn man vorher weiß, dass man 12 Tage hierbleibt, bekommt man 2 Tage gratis. Ich habe aufgrund der Tatsache, dass wir nicht wussten, wie lange wir hierbleiben immer nur 3 Tage am Automaten bezahlt. Nun habe ich gestern vergessen zu bezahlen und heute war ein Typ der Kommune hier und hat mich zurecht gerügt, da ich das ja vergessen hatte. Ich habe versucht, mir ihm zu handeln, dass er mir den einen Tag schenken kann, da ich ja schon seit 12 Tagen hier bin. Leider vergeblich. Er ist nicht darauf eingegangen. Schöne Neue Welt. Ich schrieb mal eine nette Mail an das Hafenbüro. Aber ich denke nicht, dass sich daran was ändert. Warum nett sein, wenn es ohne auch geht. Die Leute kommen ja eh.
Nach dem wir Klaus und Claudia in Nexø kennengelernt haben, hatten wir uns auf ein Treffen auf der Arche verabredet. Wie auch angekündigt waren beide an darauf folgenden Tag an Bord. Wir hatten viel zu erzählen. Beide würden die Zeit gerne zurückstellen und auch noch einmal von vorne anfangen mit dem Segelboot zu reisen. Im Gegensatz zu mir. Ich hätte schon gern viel mehr von der Welt gesehen.
Die Tage vergingen. Ich bin meistens per Rad die Insel erkunden. Oder an einem Tag bin ich nur über die Felsen am Meer entlang nach Listed gesprungen. Das ist das nächste Dorf Richtung Norden. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, nur mit dem Unterschied, dass mir wahrscheinlich meine Eltern nie erlaubt hätten, auf den Felsen herum zu springen.
Ich hatte das große Glück hier 2 Sonnenaufgänge sehen zu können, die wirklich unbeschreiblich sind. Ich habe ein Foto auf Instagram und im letzten Log hab ich das Bild des ersten Sonnenaufgangs als Titelbild gestellt. Leider spiegelt das nicht die Wirklichkeit wieder. Es ist so viel größer und die Farben die man da sieht … Wow.
In den 12 Tagen sind Lika und ich zweimal zum Essen ausgegangen. Einmal gleich hier am Pier das Fischrestaurant B´s und im Pakhuset in der Einkaufspassage. Beide male haben wir ein vorzügliches Essen serviert bekommen.
Die Tage vergehen wie im Flug. Lika und ich sind meistens getrennt unterwegs. Was aber überhaupt kein Problem ist. Wir sind beide Individualisten. Das ist natürlich immer so, sollten Gäste an Bord sein. Der eine ist eher sportlich, der andere kulturell und wieder jemand anderes möchte lieber an Bord bleiben. Alles geht, nichts muss. 
Nach dem wir hier in Svaneke 2 Tage das einzige Boot im Hafen waren, füllte sich am 12.9. der Hafen wieder mit vielen Booten. In den Hafen passen ca. 12 Boote und 8 waren da. Viele polnische Charterboote findet man hier. Leider sind Charter Crews oft nicht wirklich nette Leute. Mehrmals versuchten sie von mir den Code für die Sanitäranlagen zu ergattern, um nicht für den Hafen bezahlen zu müssen. Ich finde das wirklich traurig. Sie Chartern eine 46-Fuß-Jacht mit 7 Leuten und wollen dann die 50 Euro für die eine Nacht nicht bezahlen. Das wären gut 7 Euro pro Nase. Ich finde das wirklich ärgerlich. Vor allem im Bezug auf solche Leute wie mich die bezahlen. Dadurch steigen die Preise für alle.

Nach dem wir eigentlich am Mittwoch (14.9.) wieder an die schwedische Ost- bzw. Südküste zurückwollten, da Lika Anfang Oktober in Berlin sein muss, entschieden wir uns dennoch dagegen, weil es uns hier so gut gefällt. Mir persönlich ist das egal. Ich habe keine Termine und leicht einen sitzen.
Beim Joggen viel mir wieder ein Kreuzfahrtschiff auf dem Meer auf. Ich habe daraufhin mal nachgesehen, was so was kostet. Unter 1500 Euro für 4 Tage ist nichts zu finden. Ja, man kann eine Innenkabine wählen, die dann 200 Euro billiger ist. Dann fährt man in 4 Tagen von Kiel nach Kopenhagen, nach Aarhus und wieder zurück nach Kiel. Dass man so was Urlaub nennen kann, muss sich um einen Marketing-Trick handeln. Wie man für Mist auch noch Geld bezahlen kann, ist mir persönlich schleierhaft.
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich auf einem Segelboot einzubuchen. Da bekommt man für 1500 Euro fast 3 Wochen Urlaub und man kann sich die Ziele auch noch aussuchen. Von der viel höheren Belastung unserer Umwelt gar nicht mal angefangen zu reden.
Wie auch immer meine Zeit mit mir und meinem Boot weiter geht, ob ich den Mut, die Kälte, die Hitze, Stürme überstehe und Schäden finanziell abdecken kann, ist ungewiss. Ich versuche diesen Weg dennoch weiter zu gehen und freu mich auf den Winter. Ich hoffe immer noch auf einen schönen Liegeplatz um Kopenhagen herum. Als Notnagel kann ich auf Bornholm bleiben und nach Nexø fahren. Da ist es günstig und ich habe auf jeden Fall Platz mit Strom und Wasser. Auch die Infrastruktur ist gut, um über den Winter zu kommen. Von Hotels am Hafen und kleine sehr günstige containerartige Wohneinheiten direkt am Pier wären für die stürmischen Nächte auch vorhanden. Bin gespannt, wie das ausgeht. 
Im Oktober möchte Britti für 2 Wochen aufs Boot kommen. Ich denke, dass ich zu dieser Zeit in Gislövs läge (Schweden) bin. Von da aus müssen wir dann mal schauen, wie und wo ich in mein Winterlager komme. Die Suche hat vor einigen Tagen begonnen und ich habe auch schon 2 Möglichkeiten in der Nähe von Kopenhagen/Malmö gefunden.
 Eine spannende Zeit beginnt wieder einmal.