Ich war am Tag nach der Nachtfahrt so am Ende. Muskelkater an jeder Stelle meines Körpers. Wir entschieden gemeinsam einige Tage hier in Sklillinge zu verweilen. Der Wetterbericht prognostizierte Sonne 23° kein Niederschlag und kein Wind. Das Wasser hat laut Messung meiner Logge 24°. 
 Sklillinge ist ein
ziemlich verschlafendes ehemaliges Fischerdorf, das sich offensichtlich für den Tourismus vorbereitete. Die Sanitäranlagen sind relativ neu und sehen von außen sauber aus. Wir konnten sie leider nicht nutzen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie das mit den Automaten bzw. mit den QR-Codes an den Häfen in Schweden abläuft. Hafenmeister:innen gibt es wohl schon länger nicht mehr und sie wurden durch Internetseiten oder Automaten ausgetauscht.
Der Hafenkontor ist schön mit einem sehr guten und teuren Restaurant Namens Skillinge Hamnkrog. Das hat zwar Montag und Dienstag Ruhetag, aber wie wir am Mittwoch feststellen, trotz der Preise gut besucht. Wobei mir noch das Verhältnis zu anderen Restaurants in Schweden fehlt. Insofern kann ich weder was Qualifiziertes über die Besucherzahlen oder die Preise aussagen.
Es ist Dienstag früh der 16.8.22. Ich war immer noch angeschlagen. Es war gestern Nacht kurz vor Mitternacht, als wir endlich mit dem Anlegemanöver fertig waren. Nach dem morgendlichen Kaffee und einem kleinen Frühstück machte ich mich an einen Kontrollgang über und unter das Schiff. Ich konnte keine Schäden feststellen. Ob ich mir darüber Gedanken gemacht hätte, wenn der Törn am Tag gewesen wäre? Sollte ich wahrscheinlich tun. Also immer wieder zu kontrollieren, ob alles OK ist. Ob alle Schekel gut verschraubt sind alle Leinen in Ordnung, die vielen Fächer und Schubladen öffnen und einen Blick hinein werfen, ob alles noch auf seinem Platz ist. Kommt mir gerade als eine gute Idee vor.

Das einzige, was ich an diesem Tag körperlich geschafft habe, ist zu dem Eiswagen, der 100 Meter vom Boot entfernt lag, zu laufen und erkundete das kleine unter 1000 Einwohner Dorf.
 Man könnte es für so was wie ein Vorort einer größeren Stadt halten. Nur ist da keine größere Stadt in der Nähe. Einfamilienhäuser mit Garten. Meist sehen sie gut gepflegt aus. Es ist auch hier wohl schon länger trocken gewesen. Die Rasenflächen vor den Häusern sind vor Trockenheit schon dörr und gelb.
Der Tag verlief ohne große Irritationen. Lika ist ein wenig wandern gewesen und hat, wie sie meinte, einen super Sandstrand entdeckt. Wie in der Karibik. Wir aßen zu Abend und gingen schlafen.
Am Mittwoch ging es Armin nicht so richtig gut und der blieb am Schiff. Lika und ich haben uns entschieden, in die andere Richtung zu dem Strand im Norden zu laufen. Einheimische hatten uns gesagt, dieser wäre weniger besucht, aber mit ein paar Steinen gepflastert. Letztlich war es ein Steinstrand. Praktisch kein Sand. Wir blieben und ich las ein wenig mein Buch, das Kartengeheimnis von Jostein Gaarder weiter. Um genau zu sein, ich hab es Lika vorgelesen. Ich glaube, sie ist zwischendurch eingeschlafen.
Auf meiner Suche nach Glück frage ich mich inzwischen, ob es wirklich mutig ist, das zu tun, was ich tat. Viele Menschen in meinem Umfeld merken das immer wieder an. Ich selbst fühlte das aber bisher nie so. Es stand für mich im Vordergrund, etwas mit meiner Zeit anzustellen, das mir superviel Spaß macht. Nach dem Refit dauert meine Reise ja auch erst gut 2 Wochen. Ich merke, dass ich mich erst daran gewöhnen muss, wirklich auf Reise zu sein.

Ich verlies den Strand gegen 16.30 und Lika wollte noch ein bisschen in der Sonne liegen bleiben.
Es waren knapp 4 km zu gehen. Im Hafen angekommen kaufte ich gegenüber dem Eiswagen an einem Pizzawagen eine Pizza, die ich mir mit Armin teilte. Für eine 22 cm große Pizza mit Tomatensoße, Tomaten und Rucola 14 Euro zu verlangen ist schon nicht von schlechten Eltern. Die Pizza war super. Ein Neapolitaner hätte sie nicht besser machen können. Oder ich. *zwinkersmilie
Wir gingen heute in das besagte Restaurant zum Abendessen. Wir alle bestellten das gleiche Menü. Es war traumhaft gut. Mir viel auf, dass das alkoholfreie Bier genau so viel kostete wie das mit Alkohol. 6,50 Euro. Die Umrechnung von schwedischen Kronen auf Euro ist denkbar leicht. Einfach eine Kommastelle nach links. 10 Euro sind 106 Kronen. Das Abendessen für uns drei, mit Getränken kostete 2200 Kronen inkl. dem Trinkgeld. Ich habe gelesen, dass Trinkgeld geben nicht wie in Deutschland abläuft. Es wird nur aufgerundet und nicht ca 10% des Rechnungsbetrages an Trinkgeld gegeben. Für mich, der auch beim Bäcker oder im Supermarkt immer aufrundet eine ganz andere Nummer. Da gibt man in Schweden gar kein Trinkgeld.
Nach dem vorzüglichen 3 Gänge Menü mit einem absolut spitzenmäßigen Cremé Brulee als Nachtisch gingen wir um den Hafen herum zur Arche zurück.
Am Tag darauf bin ich mit Lika zu ihrem angeblichen Karibikstrand gelaufen. Der ist ca 4 km südlich von Sklillinge entfernt. Und es war wirklich umwerfend. Ein Sandstrand, der so lang ist, dass man sein Ende nicht sehen kann. Man konnte 100 m ins Meer laufen und war gerade mal brusttief im Wasser. Die Wellen brachen sich. Es war wie in einem Traum. Warmes und klares Wasser. Ich verbrachte den halben Tag dort und lag in der Sonne.
Auf dem Rückweg rief ich Armin an und fragte, ob ich einen Fisch jagen sollte. Wir grillten eine Lachsforelle am Bordgrill (Grillen ist, glaube ich, im Hafenbereich nicht erlaubt) und Lika machte eine Gemüsepfanne. Ein super Tag. Wahnsinn.
Wir beschlossen am Freitag nach Simrishamn zu fahren, um entspannt am Samstagmorgen Armin zum Zug begleiten zu können. Das war ca 1,5 Stunden unter Motor entfernt. Da wir unter 10 kn Wind hatten und der auch noch aus nördlichen Richtungen blies, motorten wir und kamen am frühen Nachmittag an. Wir schlenderten auf einen kurzen Überblick in das Dorf und tranken einen Kaffee. Eine sehr schöne Ecke hier. Gute Infrastruktur. Waschmaschine, Strom, ein Coop und ein paar Einzelhändler. Ich fand einen italienisches Restaurant das auch ein kleinen Laden hatte. Es gab echten Mozzarella. Ich kaufte frische Spaghetti, einen Parmesan und natürlich zwei Packungen Buffalo Mozzarella. Ich machte eine vegetarische Bolognese und meinen speziellen Caprese Salat. Es war köstlich. Alle lieben mich.

Am nächsten Morgen begleiteten Lika und ich Armin zum Bahnhof. Wir verabschiedeten uns. Eine sehr schöne Zeit, die ich mit Armin verbringen durfte. Vielen Dank.

Euer Thomi