Alles erledigt. Die Wohnung ist leer, ich habe meine übrig gebliebenen Sachen untergestellt, das Auto ist voll und ich bin startklar.
Die Beerdigung war wie eine Beerdigung so ist. Dass ich dort vor einem guten Jahr meine Rede zu meines Vaters Tod unter Tränen gehalten habe, war noch sehr präsent. Fast ein wenig zu präsent. Schön war es dann aber irgendwie dennoch. Ich habe Menschen getroffen, die schon seit über 30 Jahre nicht mehr gesehen habe.
Die letzten Wochen waren anstrengend. Zum Glück hat alles recht gut geklappt. In der Rückschau liefen die letzten 12 Monate überraschend gut. Das Haus meines Vaters verkaufsfähig zu machen hat alleine 6 Wochen gedauert. Da sind einige Dinge schiefgelaufen. Wasser- und Heizungsrohrbruch z.B. Das ganze Wohnzimmer musste renoviert werden. Zwischen drin sah es so aus, als würden wir keinen Käufer finden. Doch dann ging alles schnell. Innerhalb von 4 Wochen war alles erledigt. Sogar die Kohle war da. Um die Firma hat sich mein Bruder gekümmert. Vielen Dank dafür.
Jetzt liegen Knapp 750 km vor mir. Mein altes Leben ist definitiv zu Ende. Es gibt jetzt im Moment zumindest keinen einfachen Weg mehr zurück. Diese Endgültigkeit ist schon krass. Eine ganz neue Emotion bemerke ich in mir. Ist das Freiheit? Ich lasse den Motor an und fahre los. Auf die A73, Auffahrt Fürth-Poppenreuth Richtung Norden. Nach dem ich schon einige Male nach oben über die A7 gefahren bin und der Verkehr und die Baustellen mich so nerven fuhr ich schon die letzten zwei Mal über die A73 und die A71 Richtung Erfurt. Bei Sassen gehts dann über die B4 zurück auf die A7 bis Hamburg und dann auf die A1 nach Heiligenhafen/Großenbrode.
Es ist inzwischen 17.00 Uhr und ich bin an meiner neuen Behausung angekommen. Ich gehe noch ins Büro der Marina und hole meine Schlüssel ab, ein paar kurze Wortwechsel mit dem Meister der Werft und ich laufe mit 2 Rollwagen der Marina Richtung Boot. Juhu, es schwimmt noch und es sieht alles so aus wie ich es verlassen habe. Ich öffne es und ziehe die Luken aus dem Rahmen des Niedergangs. Es richt ein bisschen Moder. Na ja, steht auch seit über 5 Wochen geschlossen rum.
Es hat viel Wind und es ist bedeckt. Ein bisschen Trübe, auch mein Gemüt ist ein bisschen angekratzt. Ich erinnere mich dass es mir schon seit ein paar Tagen so geht. Es ist alles anders als vorher. Bin ich jetzt angekommen? Tatsächlich sehe ich mich im Moment noch eher weg von allem Alten als dort im Neuen angekommen. Ich denke das wird sich wohl geben. Habe einige Dinge an Bord gebracht. 2 von den 6 Umzugskartons ein paar kleinere Sachen, Kabel, Monitor, Küchenutensilien, ein paar Bücher.
Es war verhältnismäßig kalt. Hab die Heizung angeschaltet und fast das Boot abgefackelt. Ich glaube irgendwie ist der „Schornstein“ viel zu heiß geworden und es hat das Holz unter dem Bett in der Eignerkabine und ein nahe liegendes Kabel angekokelt. Eine ziemlich starke Rauchentwicklung hat es gegeben. Zwar hat der Rauchmelder über dem Kartentisch noch nicht Alarm geschlagen, aber wenig Rauch war es auf keinen Fall. Der erste Punkt auf der ersten To-do-Liste steht. Rauchmelder in der Eignerkabine anbringen. Zum Glück habe ich es wohl noch früh genug bemerkt und die Heizung sofort wieder abgestellt und hab gelüftet. Alles ist gut gegangen. Leider habe ich noch gar keinen Plan an was das liegt. Meine Vorstellung ist, dass kein Wasser im Überdruckbehälter war und dadurch das ganze System überhitzte oder, dass der Schornstein an sich nicht dicht ist. Da muss ich noch auf die Suche nach der Ursache gehen. Aber nicht mehr heute Abend. Es ist inzwischen 20 Uhr und ich habe noch nichts gegessen. Ich mach mir auf die Schnelle ein paar Nudeln mit Pesto. Das hatte ich an Bord gelassen bevor ich zurück nach Fürth gefahren bin.
Der Wind in der Nacht war krass. Die Böen erreichten über 70 km/h. Das Schlagen des Wassers an der Bordwand war echt laut. Auch das Klingen der Leinen am Masten war nervig. So nervig, dass ich um 23 Uhr in Unterhose auf das Deck bin und habe mit zwei kurzen Schnüren die klappernden Leinen festgemacht. Ist das jetzt meine erste richtige Nacht an Bord alleine? Also die erste Nacht nach allem hinter sich lassen? Wow. Die Menge an Gedanken die mir da durch den Kopf gehen sind noch völlig unsortiert. Ich hoffe ich bekomme das alles in Griff. Ich schau mir noch eine Folge Star Trek Voyager an und schlafe ein.
Log 014 - Kein Weg zurück